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Innenhof is the German word for a courtyard. I like the term Innenhof. It is a composite word, combining the word "innen" as a descriptor, with the word "Hof", the courtyard. In Vienna Innenhof is used to describe the open space enclosed by buildings on all four sides. Often these are not visible at all from the outside, nothing hints at their existence when you look at the building from the outside. Only once you enter through the doors of one of the buildings enclosing the courtyard are you admitted to this inner space. A key is required to enter the building, a further step to protect this inner space.
During the thirty-some years here in Vienna and all the various flats I have lived in, the Innenhof often became a refuge for me. A place to stand and stare at the segment of sky framed by buildings on four sides. A space to have a cigarette and then go back inside, reassured by the ever-changing sky, the clouds and the moon if he is out, that change is always possible.
Often, when the weather is warm and everyone opens their windows at night hoping for a cool breeze, sounds from the flats drift into the courtyard: crying babies, someone practising the violin, scolding parents, a barking dog, a Metallica song on repeat, a soccer game on TV. After midnight the sounds change: soft mutterings, snoring, a cat fight, coughing, the noises of sweaty bodies meeting, sighs, grunts and perhaps some laughter, the click of a lighter. Before sunrise the first of the song birds can be heard: a black bird might boldly call for a mate, and as the light increases small black tits and robins band together to scold a cat. As it becomes day, pigeons coo and the crows call shrilly to each other.
The Innenhöfe are not always beautiful. Some are narrow and dark, covered in the excrement, feathers, dead bodies and dropped eggs of generations of pigeons. If you have a window leading into one of these, this will usually be a bathroom window, never opened, to keep the pigeons out.
Others are used only for rows of rubbish bins. Often occupants of the building in addition to using the bins illegally deposit unwanted furniture, ripped out carpet, or similar. A long time ago I found a ceramic sculpture among the debris, and sold it for 20 000 Schilling, which is about 1500 Euro. Not a huge sum now but back then a lot of money.
Still others, in addition to rubbish bins, have racks for bicycles, or small sheds for bicycles. Some are exclusively used for parking cars: covered in asphalt, no greens, signs proclaiming that play is forbidden, the only redeeming factor the view of the sky.
And then there are Innenhöfe like secret gardens: tall old trees, flowerbeds, garden furniture, home to a multitude of birds and often cats. The one hidden inside the block I live in is rather large, and has several inner brick walls dividing it into smaller sections. As I live on the ground floor I have the good fortune to have use of the small garden just outside my flat. My small garden has tall walls on two sides and two sides are enclosed by the building. I had always dreamed of having a place like this. As gardens go it is small, forty square meters. The tall trees behind the walls keep it shady and cool. It has its own micro climate: virtually no sun during the winter months and surrounded by walls and tall buildings as it is. It is too dark and cool even in summer for vegetables, herbs and flowers, but I planted tall ferns and hortensia and other shade loving plants. I sit among the greenery and watch the changing sky through the branches of the tall trees.
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Ich mag den Begriff Innenhof. In Wien wird der Begriff Innenhof verwendet, um einen offenen Raum zu beschreiben, der auf allen vier Seiten von Gebäuden umgeben ist. Oft sind diese Innenhöfe von außen überhaupt nicht sichtbar, nichts deutet auf ihre Existenz hin, wenn man das Gebäude von außen betrachtet. Erst wenn man durch das Tor eines der Gebäude die den Innenhof umschließen eintritt, gelangt man in den Innenhof, einem Ort offen nur Jenen die den Schlüssel besitzen.
In all den verschiedenen Wohnungen in denen ich während meiner über dreißig Jahre hier in Wien gelebt habe, wurde der Innenhof oft zu einem Zufluchtsort für mich. Ein Ort, in dem ich stehen und den auf vier Seiten von Gebäuden umrahmten Ausschnitt des Himmels betrachten konnte. Ein Ort, an dem ich eine Zigarette rauchen und dann wieder hineingehen konnte, beruhigt durch den sich ständig verändernden Himmel, die Wolken und den Mond wenn er zu sehen war, dass Veränderung immer möglich ist.
Oft, wenn das Wetter warm ist und alle in der Hoffnung auf eine kühle Brise nachts ihre Fenster öffnen, dringen Geräusche und Stimmen aus den Wohnungen in den Innenhof: weinende Babys, jemand, der Geige übt, schimpfende Eltern, ein bellender Hund, ein Metallica-Song in Dauerschleife, ein Fußballspiel im Fernsehen. Nach Mitternacht ändern sich die Geräusche: leises Murmeln, Schnarchen, ein Katzenkampf, Husten, die sachte klatschenden Geräusche verschwitzter Körper die sich vereinen, Seufzer, ein Grunzen und vielleicht etwas Gelächter, das Klicken eines Feuerzeugs. Vor Sonnenaufgang sind die ersten Singvögel zu hören: Eine Amsel ruft vielleicht aus voller Kehle nach einem Partner, und wenn es heller wird, versammeln sich kleine Meisen und Rotkehlchen, um eine Katze zu schelten. Wenn es Tag wird, gurren die Tauben und die Krähen rufen sich schrill zu. Jemand duscht, ein Fön ist zu hören, das leise Surren einer elektrischen Zahnbürste.
Innenhöfe sind nicht immer schön. Einige sind eng und dunkel, der Boden bedeckt mit Exkrementen, Federn, Kadavern und heruntergefallenen Eiern von Generationen von Tauben. Wenn man ein Fenster hat, das in einen solchen Innenhof führt, ist dies in der Regel ein Badezimmerfenster, das nie geöffnet wird, um die Tauben fernzuhalten.
Andere werden nur für Reihen von Mülltonnen genutzt. Oftmals entsorgen die Bewohner des Gebäudes illegal, neben den Tonnen, unerwünschte Möbel, herausgerissene Teppiche oder Ähnliches. Vor langer Zeit fand ich unter solchem Müll eine Keramikskulptur und verkaufte sie für 20.000 Schilling, was in etwa 1500 Euro entspricht. Heute ist das keine große Summe mehr, aber damals war es viel Geld.
Wieder andere verfügen neben Mülltonnen über Fahrradständer oder kleine Schuppen für Fahrräder. Einige werden ausschließlich zum Parken von Autos genutzt: mit Asphalt bedeckt, ohne Grünflächen oder gar Bäume, mit Schildern die das Spielen verbieten, und als einziger Trost der Blick in den Himmel.
Und dann gibt es Innenhöfe wie geheime Gärten: hohe alte Bäume, Blumenbeete, Gartenmöbel, Heimat einer Vielzahl von Vögeln und oft auch Katzen. Der Innenhof, der sich in dem Block versteckt in dem ich wohne, ist ziemlich groß und hat mehrere innere Ziegelmauern die ihn in kleinere Abschnitte unterteilen. Da ich im Erdgeschoß wohne, habe ich das Glück, den kleinen Garten direkt vor meiner Wohnung nutzen zu können. Mein kleiner Garten hat an zwei Seiten hohe Mauern und ist an zwei Seiten vom Gebäude umschlossen. Ich hatte immer von einem Ort wie diesem geträumt. Für einen Garten ist er mit vierzig Quadratmetern recht klein. Die hohen Bäume hinter den Mauern sorgen für Schatten und Kühle. Er hat sein eigenes Mikroklima: in den Wintermonaten gibt es praktisch keine Sonne, und da er von Mauern und hohen Gebäuden umgeben ist, ist es selbst im Sommer zu dunkel und kühl für Gemüse, Kräuter und Blumen, aber ich habe hohe Farne, Hortensien und andere schattenliebende Pflanzen gepflanzt und beobachte den sich wandelnden Himmel durch die Zweige der Bäume.